Paper of the Month #33 |
01.06.2012 |
Stiftung für Patientensicherheit, Schweiz: Paper of the Month #33 – "Positive Effekte eines Sicherheitstrainings in der Chirurgie"Arora S, Sevdalis N, Ahmed M, Wong H, Moorthy K, Vincent C:Safety skills training for surgeons: A half-day intervention improves knowledge, attitudes and aware-ness of patient safety Surgery 2012, epub ahead of print, DOI: 10.1016/j.surg.2012.02.006 Thema: "Positive Effekte eines Sicherheitstrainings in der Chirurgie"Für wesentliche Verbesserungen in der Patientensicherheit sind die Ausbildung und das Training der in der Gesundheitsversorgung tätigen Fachpersonen von zentraler Bedeutung. So wird beispielsweise die Einführung der chirurgischen Checkliste nur erfolgreich sein, wenn Chirurgen über entsprechende Fähigkeiten verfügen. Obwohl die Notwendigkeit der Implementierung der Patientensicherheitsthematik in der Aus- und Weiterbildung weltweit erkannt ist, scheitert deren Umsetzung häufig. Dies betrifft insbesondere diejenigen Fachpersonen, die ihre Fachausbildung bereits abgeschlossen haben und in der Gesundheitsversorgung tätig sind, beispielsweise als Chirurgen. Existierende Trainingsprogramme sind oft sehr zeitintensiv, nicht spezifisch für die Chirurgie oder fo-kussieren nur auf einzelne Teilaspekte. Es existieren nur wenig Trainings, die auf Sicherheitsskills abzielen, also auf Wissen, Haltungen und Verhalten. Arora et al. entwickelten und evaluierten ein halbtägiges, spezifisches Sicherheitstraining für Chirurgen. Der Kurs will die Fähigkeiten im Bereich Sicherheitsbewusstsein, Sicherheitsanalyse sowie Sicherheitsverbesserungen fördern. Das didaktische Konzept beinhaltet Unterricht, Video, interaktive Foren, Gruppenarbeit und Diskussion. Wissen und Haltungen zur Patientensicherheit wurden vor und nach dem Kurs mit validierten Fragebogen un-tersucht. Zudem waren die Teilnehmer aufgefordert, vor und 6 Monate nach dem Kurs einen chirurgischen Eingriff in ihrem eigenen Arbeitsumfeld zu beobachten und alle sicherheitsrelevanten Aspekte oder Zwischenfälle schriftlich zu beschreiben. Diese Fallbeschreibungen wurden qualitativ ausgewertet. Die Evaluation des Kurses zeigt, dass sowohl das objektive Wissen als auch die subjektive Wissenseinschätzung bezüglich Fehlern und Patientensicherheit und die Haltungen und Einstellungen zur Analyse von Zwischenfällen und Verbesserung der Patientensicherheit vor versus nach dem Kurs signifikant zunahmen. Die qualitative Analyse der schriftlichen Beobachtungsaufzeichnungen während einer Operation zeigte deutlich, dass die Kursteilnehmer ein sehr viel breiteres Spektrum an sicherheitsrelevanten Aspekten wahrgenommen haben. So konzentrierten sich die Aufzeichnungen vor dem Kurs auf Probleme bei den chirurgischen Materialien oder fehlende Erfahrung. Nach dem Kurs wurden häufiger Unterbrechungen und Ablenkungen registriert und ausgelassene Sicherheitschecks sowie schlechte Kommunikation und Teamwork wahrgenommen. Die Evaluation des Kurses durch die Teilnehmer fiel sehr positiv aus. Es wurde vor allem geschätzt, dass offen und interaktiv über Sicherheitsprobleme gesprochen werden konnte, die vielen bekannt seien, aber sonst nicht ausgesprochen würden. Die Teilnehmer gaben auch an, dass sie den Kurs als Obligatorium für alle Mitarbeiter im OP begrüssen würden. Diese Pilotstudie zeigt, dass es auch bei begrenzten Ressourcen möglich ist, einen positiven Effekt auf die Sicherheitskills von Chirurgen zu erzielen. Der besondere Wert der Intervention liegt darin, dass sie mit den geringen Anforderungen an Zeit und technische Ressourcen gut in den klinischen Alltag integrierbar und dadurch realistisch implementierbar ist. Natürlich können in einem halbtägigen Kurs nicht alle relevanten und wünschenswerten Aspekte der Patientensicherheit vermittelt werden. Die Veränderungen in den wahrgenommenen Sicherheitsaspekten 6 Monate nach dem Kurs zeigen aber, dass es einen Transfer der im Kurs vermittelten Inhalte in das alltägliche Arbeitsumfeld der Teilnehmer (den OP) gab. Die Aufmerksamkeit gegenüber einem grösseren Spektrum von sicherheitsrelevanten Vorkommnissen verbesserte sich – ein wesentlicher Erfolg wenn es um die Wirksamkeit für die Patientensicherheit geht. Prof. Dr. D. Schwappach, MPH, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Patientensicherheit. Dozent am Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM), Universität Bern Link zum Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22503321 (Den Volltext können wir aus Copyright Gründen leider nicht mit versenden). |