Fachkommentar zu Fall Nr. 218691 KH-CIRS-Netz Deutschland |
09.08.2021 |
KH-CIRS-Netz Deutschland: Fall Nr. 218691: „Verbliebene Rachentamponade“ Fachkommentar des Fachbeirats CIRSmedical.de (BDA/DGAI) Download Fachkommentar Fall-Nr. 218691 (PDF) Autor: Prof. Dr. med. habil. Matthias Hübler in Vertretung des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin (DGAI) Rachentamponaden werden regelmäßig bei zahlreichen HNO- oder kieferchirurgischen Eingriffen verwendet. Weitere Indikationen sich zahnärztliche Eingriffe in Allgemeinanästhesie oder Allgemeinanästhesien bei kleinen Kindern, falls ein nicht-blockbarer Endotrachealtubus verwendet wird. Auch ohne die sehr plastischen Schilderungen in der Meldung ist jedem klar, dass eine vergessene Tamponade schnell lebensbedrohlich für den Patienten werden kann. In der Literatur finden sich mit einer wiederkehrenden Regelmäßigkeit immer wieder Fallberichte zu dieser Thematik. Die Forderung ist offensichtlich: Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass ein solches Ereignis NIE eintritt. Verantwortlich für die Entfernung einer Rachentamponade ist grundsätzlich derjenige, der sie platziert hat. Wichtig ist aber nicht die Suche nach einem Schuldigen oder Verantwortlichen, sondern um Maßnahmen, die ein solches Ereignis zu 100% ausschließen. Um es vorweg zu nehmen: Solange Menschen Patienten behandeln werden wir diese 100% nie erreichen. Der Melder schlägt eine sehr effektive Maßnahme vor, die in vielen Kliniken erfolgreich praktiziert wird: Das Anbringen eines Fadens an der Tamponade und Sicherung des ausgeleiteten Fadens mit einer Klemme. Eine mögliche zusätzliche Erinnerungshilfe ist die Verwendung von speziellen, auffälligen Aufklebern („Rachentamponade in situ”), die entweder auf der Stirn des Patienten oder – falls dies aus operationstechnischen Gründen nicht möglich ist – auf der Stirn eines Operateurs oder Pflegekraft angebracht wird [1]. Letztere Methode erscheint auf den ersten Blick etwas lächerlich, ist aber wahrscheinlich sehr effektiv. Die Meldung thematisiert aber noch ein weiteres Problem: Personalwechsel bei laufenden Operationen kann zu Wissensverlust führen. Um diesen Wissensverlust möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich, die Übergabe strukturiert und systematisch durchzuführen. Ein mögliches Tool ist das SBAR-Konzept (Situation – Background – Assessment – Recommendation), welches auch von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) empfohlen wird [2]. Literatur:
|