Fachkommentar zu Fall Nr. 249431 KH-CIRS-Netz Deutschland |
17.07.2023 |
KH-CIRS-Netz Deutschland: Fall Nr. 249431: „Bedside-Test wird in anderer Einheit durchgeführt - Gefahr der Verwechslung“ Fachkommentar des Fachbeirats CIRSmedical.de (BDA/DGAI) Download Fachkommentar Fall-Nr. 249431 (PDF) Autor: Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für klinische Hämotherapie (IAKH) in Vertretung des Berufsverbandes Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin (DGAI) Problemanalyse Der Bedside-Test (BST) ist als bettseitiger Verträglichkeitstest unmittelbar vor der Verabreichung der Konserve gemäß Richtlinie Hämotherapie [1] durchzuführen. Er stellt einen zusätzlichen Schutz vor major-inkompatibler Transfusionsreaktion dar, da mit ihm die Blutgruppe der Konserve und die des Empfängers abgeglichen werden kann (und muss). Im berichteten Fall hat der Arzt den BST als Arbeitserleichterung bereits in der Notaufnahme (vermutlich mit den restlichen Proben für das diagnostische Labor) durchgeführt. Der Richtlinientext ist diesbezüglich unmissverständlich - der BST soll direkt am Empfänger durchgeführt werden, auch wenn es bedeutet, dass der Patient evtl. zusätzlich gestochen werden muss und der Arzt ein weiteres Mal Blutabnehmen und testen muss. Er muss allerdings die Blutkonserve sowieso persönlich anhängen und starten, weshalb die Arbeitserleichterung, die dieser Arzt sich davon verspricht, nicht ganz so bedeutend ist. Deshalb existieren vielerorts Musterverfahrensanweisungen zur korrekten Prozessabfolge bei der Anwendung von Blutprodukten (siehe IAKH Seite [2]), die übrigens auch im Notfall zu beachten sind. Es ist davon auszugehen, dass Sicherheitsempfehlungen nicht leichter Hand missachtet werden, da die meisten Ärzte von durch sie verursachte Patientenschäden und Komplikationen ebenso traumatisiert sind [3]. Es sind wohl vorrangig andere Faktoren, wie Überforderung, Stress, fehlende Erfahrung und Ausbildung, die in dieser Situation zu diesem Vorgehen beigetragen haben. Da dieses aber in unserem derzeitigen Gesundheitswesen nahezu überall zu finden ist, verwundert es nicht, dass dieser Missstand schon häufig gemeldet wurde und die Patientensicherheit auch an diesen Standorten dadurch gefährdet ist. Durchgreifend ist aber dieses Vorgehen nur dadurch zu ändern, indem die Mitarbeiter hinsichtlich der Gefahren immer wieder unterrichtet werden, indem Stress und Überbelastung im Gesundheitswesen vermieden werden, indem die oftmals tödlichen Folgen einer major-inkompatiblen Transfusion wiederholt fortgebildet werden und dass technische Lösungen gesucht werden, die dieses Vorgehen verhindern. Eine Möglichkeit ist eine scannergestützte Durchführung, wobei das Scannen des Patientenarmbandes, des BST und der Blutkonserve innerhalb von 10-15 sec die bettseitige Durchführung nahelegt (es sei denn, das Armband wird durchgeschnitten und neu angelegt…). Der softwaregestützte Anwendungsprozess ist insbesondere zur Vermeidung von Fehltransfusionen und Verwechslungen von Blutkonserven Bestandteil der Stellungnahme des Arbeitskreises Blut im Jahre 2019 gewesen [4] und wird weltweit mit guten Erfolgen angewandt [5-7]. Prozessqualität
Strukturqualität
„4.9.2.1 AB0-Identitätstest
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