Fachkommentar zu Fall Nr. 251368 KH-CIRS-Netz Deutschland |
06.12.2023 |
KH-CIRS-Netz Deutschland: Fall Nr. 251368: „Erkennen einer malignen Hyperthermie“ Fachkommentar des Fachbeirats CIRSmedical.de (BDA/DGAI) Download Fachkommentar Fall-Nr. 251368 (PDF) Autor: PD Dr. med. Michael St.Pierre in Vertretung des Berufsverbandes Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin (DGAI) Haben Sie vielen Dank für Ihren Bericht über den Verdacht einer Malignen Hyperthermie (einer sehr seltenen pharmakogenetischen Erkrankung) und dem von Ihnen festgestellten Problem einer fehlenden kontinuierlichen Temperaturmessung. Problematisch an dem Fall erscheint jedoch weniger das von Ihnen geschilderte Materialproblem als vielmehr die Tatsache, dass Ihr Vorgehen so interpretiert werden könnte, als ob die Temperaturerhöhung das wesentliche klinische Zeichen wäre, welches den Einsatz von Dantrolen initiieren soll. Alle Leitlinien sind sich darüber einig, dass eine Temperaturerhöhung als Spätzeichen des durch die MH exzessiv gesteigerten Energieverbrauchs angesehen werden muss. Darauf zu warten würde den Zeitpunkt bis zum Therapiebeginn in unzulässiger Weise verlängern. Hingegen sind ein progredientes Abfallen der Sättigung, ein kontinuierlich ansteigendes CO2, eine Tachykardie und ggf. eine gemischt respiratorisch-metabolische Azidose in einer Blutgasanalyse Warnzeichen, welche unmittelbar den Einsatz von Dantrolen rechtfertigen. Ihr Bericht könnte somit über die von Ihnen intendierte Anschaffung einer kontinuierlichen Temperaturmessung hinaus für Ihre Organisation als Anlass dafür dienen, allen Mitarbeitenden die wesentlichen Eckpunkte der Therapie einer Malignen Hyperthermie in Erinnerung zu rufen. |