Fall des Monats Januar 2014 |
17.02.2014 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CIRSmedical Anästhesiologie - Berichten und Lernen
Klebeelektroden des AED passen nicht Der Fall:(Aus Gründen der Anonymität wird im Folgenden bei Personen stets die männliche Bezeichnung verwendet.)
Klebeelektroden des AED passen nicht
Wo ist das Ereignis eingetreten?Krankenhaus - NormalstationTag des berichteten Ereignisses:WochentagVersorgungsart:Notfall
reanimationspflichtig |
Tab. 1 Beispiele für Probleme bei Reanimationssituationen aus CIRS-AINS | |
Fall-Nr. | Titel |
103544 | Kein Teamleader bei einer Reanimationssituation |
103689 |
Insuffiziente Versorgung eines Notfallpatienten durch erstbehandelnden Arzt
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101852 |
Aufgrund ausgetrockneter EKG-Elektroden keine EKG Ableitung in Reanimationssituation möglich
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90283 | Ausstattung des Notfallteams |
90134 |
Ein als geladen getesteter AED zeigt plötzlich niedrige Akkukapazität
an
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72269 | Sauerstoffflasche durch voll geöffnete Insufflationseinrichtung entleert |
56343 |
Fehlerhaft zusammengebauter Beatmungsbeutel verhindert suffiziente
Ventilation
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38133 |
Vorbestehend defekter Beatmungsbeutel fällt bei Transport unter CPR
aus
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36590 | Mangelnde Personalressourcen im Reanimationsteam |
33575 |
Verzögerung der endotrachealen Intubation bei Neugeborenenreanimation durch defektes Laryngoskop
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33486 |
Schutzkappe auf der Batterie verhindert Funktionsfähigkeit des externen Schrittmachers
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33288 | Versehentliche Defibrillation während einer Reanimation |
30503 |
Defibrillator ist nicht in der Ladestation und muss erst lange gesucht werden.
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29533 |
Probleme bei der Bereitstellung von Adrenalinampullen während Reanimation im Herzkatheterlabor
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28799 |
Nach erfolgreicher Intubation bei Reanimation lässt sich der Führungsdraht
nicht entfernen
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27557 |
EKG-Diagnose durch falsche Elektrodenplatzierung während Reanimation
unmöglich
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19139 |
Notfallbeatmungseinheit wird ungeordnet und ungereinigt zur weiteren
Verwendung abgestellt
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16810 | Suboptimale Versorgung eines Notfallpatienten durch Herzteam |
15575 |
Defibrillator verzögert die manuelle Schockabgabe, weil er auf den halbautomatischen Modus eingestellt ist
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13134 | Succinylcholin fehlt sowohl im Notfallwagen als auch in der Reanimationstasche |
3184 | Reanimation auf Allgemeinstation – Notfallkoffer war nicht vollständig |
3022 |
Innerklinischer Notfall: Intubationszwischenfall – nicht ausreichend qualifiziertes Notfallteam
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2945 | Fehlkonnektion des Notfallrespirators |
2671 | Notfallkoffer wird verwechselt |
2590 | AED funktioniert nicht |
2513 | Bedienungsprobleme eines Defibrillators |
2375 | Notfallkoffer ohne funktionierendes Laryngoskop |
2084 | Zwei Pflegekräfte konnten Defi in Notfallsituation nicht bedienen |
1742 | Reanimationseinsatz mit defektem Defibrillator |
1115 | Reanimation auf peripherer Station |
Relativ häufig werden technische Probleme genannt, aber hinter diesen verstecken sich stets Anwender- oder Bedienfehler. Man kann die aufgeführten Schwierigkeiten auch wie folgt zusammenfassen:
- Notfallequipment unvollständig
- Notfallequipment nicht einsetzbar (siehe Text dieses Falls des Monats)
- Notfallequipment falsch bedient
- Erstmaßnahmen unzureichend
- Notfallteam oder Ersthelfer unzureichend qualifiziert, bzw. Chaos bei der Reanimation
Dem Einzelnen kann man wahrscheinlich keinen Vorwurf machen, denn es handelt sich um eine klare Aufgabe des Organisationsverantwortlichen (Chefarzt oder Klinikleitung), den oft zitierten Facharztstandard gemäß §630a Absatz 2 BGB sicher zu stellen. Deutschland ist bezüglich der Ausbildung von Krankenhauspersonal in der Reanimation kein Vorbild. Während z.B. in der Schweiz im Weiterbildungsprogramm für den Facharzt für Anästhesiologie der Nachweis eines mindestens 2-tägigen Kurses in Notfallmedizin nachgewiesen werden muss, kann man in Deutschland den Facharzt erwerben, ohne je einen Reanimationskurs besucht zu haben. Beispielhaft sind hier die Verhältnisse im angloamerikanischen Raum, wo regelmäßige Auffrischungskurse gefordert werden [3].
Diese Kurzanalyse soll Sie stimulieren, die Notfallversorgung in Ihrem Krankenhaus einmal kritisch zu betrachten. Hier einige Tipps, die Ihnen als Anregungen dienen sollen:
- Benennung einer verantwortlichen Person (und Stellvertreter) auf jeder Station für die Notfallausstattung.
- Benennung einer verantwortlichen Person (und Stellvertreter) verantwortlich für die Notfallausstattung des Reanimationsteams.
- Standardisierte Ausstattung aller Notfallkoffer auf den Stationen. Dies sollte im Idealfall in enger Zusammenarbeit mit der Klinikapotheke erfolgen, die Listen über die Haltbarkeit der Medikamente führen und bei Bedarf den Austausch organisieren kann. Es empfiehlt sich, die Notfallkoffer mit einer Plombe versehen (ähnlich wie die Siebe im OP-Bereich), um schnell sehen zu können, ob sie benutzt wurden.
- Etablierung eines wöchentlichen Checks des Notfallequipments durch die Verantwortlichen. Die Überprüfung sollte mit Hilfe einer Checkliste erfolgen. Dabei wird natürlich auch der AED mit Zubehör überprüft. Über die Zeitpunkte der Überprüfung (z.B. immer montags) sollte ein Protokollbuch geführt werden. Die Überprüfung muss natürlich auch nach jeder Verwendung erfolgen.
- Eindeutige Kennzeichnung des Standorts des Notfallequipments auf den Stationen z.B. durch übliche internationale Symbolschilder.
- Regelmäßige Schulung der Mitarbeiter, die am Reanimationsdienst teilnehmen, im Advanced Life Support gemäß den aktuellen Leitlinien.
- Regelmäßige Schulung aller sonstigen Mitarbeiter im Krankenhaus (Ärzte und Pflegekräfte) im Basic Life Support und in der Bedienung und Verwendung der AEDs.
Weiterführende Literatur:
-
[1] Siebig S, Kues S, Klebl F, Brünnler T, Rockmann F, Schölmerich J, Langgartner J. Herz-Kreislauf-Stillstand: Wer reanimiert und wie wird trainiert? Dtsch Arztebl Int 2009; 06: 65-70
-
[2] Berg RA, Sanders AB, Kern KB, Hilwig RW, Heidenreich JW, Porter ME, et. Al. Adverse Hemodynamic effects of interrupting chest compressions for rescue breathing during cardiopulmonary resuscitation for ventricular fibrillation cardiac arrest. Circulaton 2001; 104: 2465-70
-
[3] Cardiopulmonary resuscitation – Standards for clinical practice and training. A Joint Statement from the Royal College of Anaesthetists, the Royal College of Physicians of London, the Intensive Care Society, the resuscitation council. http://www.resus.org.uk/pages/standard.pdf
- [4] http://www.reanimationsregister.de/